Freitag, 17. November 2017

ausgelesen: Gudrun Pausewang - Die Wolke

es war noch Sommer als ich diesen Jugendroman von Gudrun Pausewang (*1928) las.

erschienen ist "Die Wolke" im Jahre 1987 als Reaktion auf die Nuklearkatastrophe in Tschernobyl unweit der ukrainischen Stadt Prypjat.

Der Roman ist fiktiv und schildert das Schicksal des 14-jährigen Strahlenopfers Janna-Berta  nach einem Super-GAU in einem hessischen Kernkraftwerk (Grafenrheinfeld).

Die Handlung beginnt in Janna-Bertas Schule in der der Unterricht durch den Katastrophenalarm unterbrochen wird. Panik bricht aus und Janna-Berta begibt sich nach Hause (im Ort Schlitz bei Fulda) zu ihrem kleinen Bruder Uli der sich auf Anraten seiner Tante (und den polizeilichen Durchsagen im Radio) bereits im Keller eingerichtet hat, ihre Eltern sind an dem Tag nicht zu hause und ihre Großeltern vereist.
Ihre unmittelbaren Nachbarn begegnen Janna-Berta auf ihrem Heimweg, sie alle sind bereits auf der Flucht vor der Wolke..
Hin- und hergerissen ob sie im Keller bleiben oder auch flüchten sollen, zögern Uli und seine Schwester zunächst, treten jedoch später die Flucht auf ihren Rädern an, doch überall wohin sie kommen herrscht Chaos, Hektik, Aufbruchstimmung und die Menschen flüchten um ihr Leben, es herrschen Mord und Totschlag und auch Uli soll die Flucht tragischerweise nicht überleben..
traumatisiert und vollkommen entkräftet, mit dem Willen den toten Bruder zu beerdigen, gerät sie schließlich in den radioaktiven Regen, die Wolke hat sie eingeholt.

Sie landet  in einem  improvisierten Krankenhaus ihr neues Zuhause und muss dort viele Schicksalsschläge erleben, aus dem Fernsehen und den Erzählungn eines Krankenpflegers erfährt sie schließlich das gesamte Ausmaß der Katastrophe und wie viele Menschen auf der Flucht entweder umgekommen oder selbst verstrahlt wurde. Auch sie selbst zeigt später Symptome der Strahlenkrankheit, kann aber überleben und wird schließlich dank einer Suchkartei von einer ihrer Tanten abgeholt, mit der sie sich aber nicht versteht und so kommt sie schließlich bei ihrer anderen Tante, die selbst schwere Schäden davongetragen hat, mitgenommen und baut sich dort mit anderen Hibakushas (in Anlehnung an die Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki) ein neues Leben auf, auch dort erst erfährt sie, dass sie die einzige Überlebende ihrer unmittelbaren Familie ist (von den Großeltern die auf Mallorca weilen abgesehen) und wie die Regierung mit den Folgen der Katastrophe umgeht..

Am Ende sind auch die Großeltern wieder zurück und wohnen nichtsahnehnd in ihrem alten Haus in Schlitz. Janna-Berta kehrt zu ihnen zurück (das Haus liegt in Sperrzone 3, gilt also irgendwann wieder als bewohnbar) und will zunächst die Großeltern in Unkenntnis halten, doch als ihr Opa anfängt das Großkatastrophenmärchen das man ihnen aufgetischt habe, anzuprangern, beginnt sie schließlich zu erzählen..

Gudrun Pausewang versucht darzustellen, was passieren könnte, wenn ein Super-GAU wie die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl (1986) bei uns passieren würde  und es gelingt ihr, dieses Ereignis mit schonungsloser Eindringlichkeit zu vermitteln, sie zeichnet ein wahres Bild des Grauens, das bewegender nicht sein könnte.

Ich bin der Ansicht dieses Werk sollte wesentlich öfter in Schulen und auch von Erwachsenen gelesen werden, denn nur den wenigsten wird bewusst sein, was Kernkraft anrichten kann, wenn mal ein Störfall auftritt!

Das Buch wurde im Jahre 2006 für eine Verfilmung adaptiert. Gudrun Pausewang erhielt für ihr Werk 1988 den Jugendliteraturpreis und letztlich wurde sogar das genannte AKW Grafenrheinfeld im Jahre 2015 stillgelegt. Man verglich Pausewang daraufhin mit Don Quijote, der aber in ihrer Gestalt nicht gegen Windmühlen, sondern gegen AKW antrete, und ihre Gegner am Ende sogar kapitulieren sah.


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